Gesundheitspolitik

Herr Gröhe und die Krankenhauskeime

Wirbel um die Krankenhauskeime – der Gesundheitsminister bei Frank Plasberg

Am Montag war es wieder soweit, Frank Plasberg hatte wieder mehr oder weniger interessante und interessierte Talkgäste geladen, um dem Publikum am Spätabend sinnfreie Diskussionen zu meist mehr als weniger appetitlichen Themen zu bieten. Eine feine Sache, diese Sendung. Denn alle Beteiligten haben etwas davon, die Gäste werden gut bezahlt, Herr Plasberg hat einen krisensicheren und ebenfalls sicher gut dotierten Job, der Sender füllt eine Lücke im ohnehin dürftigen Abendprogramm und die Zuschauer können sich ein Ziel für Ihren Frust wählen und sich ordentlich abreagieren falls sie denn nicht schon beizeiten entschlummert sind. Letzteres ist sicher die empfehlenswerteste Alternative. Und obendrein bleibt die Sendung für alle Beteiligten inklusive Volk und Regierung ohne Folgen.Dennoch hat es jemand an diesen Sonntag geschafft, dieser eigentlich sinnfreien Sendung einen Sinn zu geben. Gesundheitsminister Gröhe hat mit den empörenden Zuständen in deutschen Kliniken konfrontiert, die Gelegenheit genutzt, schamlos sein Innersten zu offenbaren und sich vehement für die Interessen der Krankenhausbetreiber einzusetzen. Irgendetwas an seinem Amtseid muss der Mann falsch verstanden haben.Das Thema Krankenhauskeime wird seiner Ansicht nach von den Kliniken mit der gebotenen Sorgfalt und Weitsicht behandelt. Dass auch mal Patienten an einem Keim sterben ist halt bei so vielen Patienten und Krankenhäusern unvermeidlich. Seiner ihm zugedachten Klientel, den Patienten, empfahl er, mit den Krankenhausmitarbeitern um die Einhaltung der Hygienenormen zu streiten. Auch die Krankenhausbesucher machte Minister Gröhe als Schuldige an den Zuständen aus und empfahl diesen, sich auch mal die Hände zu waschen. Eine solche Unverfrorenheit hätte ich selbst Herrn Gröhe nicht zugetraut, zumal der Bruder eines Opfers der Krankenhauskeime anwesend war. Diese Äußerung ist eigentlich nur mit Rücktritt wieder gut zu machen. Gröhe hält die Festlegung von Untergrenzen für das Pflegepersonal für ausreichend. Diese sollen natürlich die Krankenkassen und Kliniken freiwillig festlegen. Deutlicher kann man sich nicht positionieren.
Dem Kernproblem ist bei aller Diskussion um Sparzwänge, Personalmangel und Hygienevorschriften nur der ehemalige Chefarzt Ulrich Hildebrandt nahe gekommen, der Privatisierung des Gesundheitswesens. Erst durch die Renditeerwartungen der privaten Investoren ist der Spardruck entstanden, der immer wieder zu Problemen im Klinikalltag führt und auch weiter führen wird. Kliniken dürfen keine profitorientierten Gesundheitsfabriken werden. Sie gehören in staatliche Händen und müssen auf das Wohl der Patienten ausgerichtet sein. Sie sollen wirtschaftlich betrieben werden, aber das Erzielen von Überschüssen darf nicht zum Aufgabenbereich von Einrichtungen dienen, die dem Volkswohl verpflichtet sind.
Die Partei, die sich dies auf die Fahnen schreibt, würde ich 24.09. wählen.
Also werde ich wohl wieder auf mein Wahlrecht verzichten.

Entdecke mehr von Bürger für die Waldstraße

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen