
Skandal um das Rüdersdorfer Kulturhaus
Eine Chronik des Versagens um das Rüdersdorfer Kulturhaus
17.06.2016 Die MOZ berichtet: Baufehler rächt sich nach 60 Jahren
Die erste Warnung kam im Juni 2016.Ein 20 m langes Zierstück war von der Decke gefallen. Nach Auskunft des vom Geschäftsführer der Kultur GmbH, Herrn Jörg Lehmann, beauftragten Prüfstatikers ist ein 60 Jahre alter Baufehler Schuld an dem Absturz. „Kein Knistern, kein Riss, nichts“, sagt Haustechniker Jens Köhler, wies auf den Fehler hin (Zitat aus MOZ vom 17.06.2016).
19.07.2016 Verlegung der Abschlußfeiern der 10.Klassen
Die anstehenden und traditionell im Kulturhaus stattfindenden Abschlussfeiern der 10.Klassen mussten aufgrund der andauernden Sperrung des Hauses kurzfristig in das Freizeitcenter Rüdersdorf verlegt werden.
Konsequenzen:Der Defekt wurde behoben. Für weitere Maßnahmen sah man offensichtlich keinen Anlass.
10.01.2018 Rüdersdorfer Kulturhaus geschlossen
Die MOZ meldet, dass das Rüdersdorfer Kulturhaus aufgrund von Brandschutzmängeln für Veranstaltungen geschlossen ist.
Bürgermeister Schaller gab bekannt, dass derzeit eine tiefgründige Kontrolle im Gange sei. Dabei seien die Feuerwehranschlüsse zu kontrollieren und instand zu setzen. Anschließend sind durch behördliche Kontrollen die Nachweise für deren Funktionsfähigkeit gemäß den gültigen Vorschriften zu erbringen. Auch die Lüftungs- und Entrauchungsklappen werden überprüft und die angezeigten Mängel abgearbeitet. Nach Abnahme durch das Bauordnungsamt könne in 2 Wochen der Betrieb wieder aufgenommen werden.
12.01.2018 Bekanntmachung im Blickpunkt Brandenburg
zum sofortigen Veranstaltungsverbot für das Kulturhaus bereits zum Jahreswechsel 2017/18.
Das Strausberger Bauordnungsamt legt in seinem 8seitigen Bescheid detailliert die Gründe für den Veranstaltungsstop dar. Es handelt sich um Verstöße gegen den Brandschutz, deren Beseitigung bereits in einer Überprüfung im August 2014 beim Bauamt angemahnt wurde.
Statt systematisch die Mängel abzuarbeiten, wurden mobile Feuerlöschgeräte und Brandschutzwachen eingesetzt, um technische Anlagen zu ersetzen.
Schon im Juni 1996 wurde festgestellt, dass über die Wasserschleierlöschanlage für die Bühne keine Unterlagen vorlagen und somit deren Funktionstüchtigkeit nicht geklärt ist.
Fehlende Unterlagen in der Bauverwaltung erinnern mich fatal an die Geschehnisse um den Garagenkomplex in der Waldstrasse. Auch in diesem Fall lagen in der Bauverwaltung, die für deren Archivierung zuständig ist, keinerlei Baugenehmigungen für den Garagenkomplex vor.
Und auch in diesem Fall sah der Bürgermeister keinen Handlungsbedarf. Offensichtlich gehören eine gesetzeskonforme Aktenorganisation und Archivierung nicht zu seiner Kernkompetenz.
16.01.2018 rbb24 Studio Frankfurt meldet:
Rüdersdorfer Karnevalisten sitzen auf der Straße
Es sei bekannt gewesen, dass viele Hinweisschilder für Feuerlöscher und Brandschutzwege erneuert werden müssen. Nur gemacht habe es niemand, so der Regisseur Stephan Wapenhans, der ehrenamtlich auch die Haustechnik betreut. “Es kann nicht sein, dass ein TÜV-Bericht vorliegt und dann werden die Mängel nicht beseitigt“, sagt Wapenhans (Zitat rbb)
Der Vorstand der Rüdersdorfer Karnevalsgemeinschaft, Steffen Mancke hat resigniert. „Der Knackpunkt ist, dass die Gemeinde mit der von der Gemeinde geführten Kultur GmbH permanent Veranwortungsschieberei macht“, sagt Mancke.(Zitat rbb24)
Die Bauamtsleiterin in der Kreisverwaltung, Carla Bork, schätzt die Mängel so gravierend ein, dass ein Eingreifen erforderlich war.
Da fragt man sich als staunender Bürger
Recht hat Herr Wapenhans. Aber warum hat er als ehrenamtlich dafür Zuständiger nichts unternommen? Warum hat er noch Regie bei Veranstaltungen geführt, bei denen die Sicherheit der Zuschauer nicht mehr gegeben war.
Auch der langjährige hauptamtliche Haustechniker Jens Köhler hat es offensichtlich an der notwendigen Konsequenz fehlen lassen. Und den Verantwortlichen im Bauamt und Rathaus war offensichtlich alles egal.
11.02.2018 Die MOZ meldet: „Akropolis“ im Ungewissen“
Am 17.08.17 hatte das Bauordnungsamt eine Brandverhütungsschau mit dem Rüdersdorfer Bauamt durchgeführt. Bei der Nachschau am 13.12.2017 wurde festgestellt, dass 6 gravierende Mängel immer noch nicht abgestellt waren. Am 01.01.2918 schließlich untersagte das Bauamt des Kreises endgültig bis zur Beseitigung aller Mängel den Weiterbetrieb des Kulturhauses.
Roderic Daul, Liquidator der Kultur GmbH, sah keine Chance für die Mängelbearbeitung, da er kein neues Personal einstellen durfte. Er sieht die Gemeinde in der Pflicht. Weshalb man die Mängel nicht mit dem vorhandenen Personal, zum Beispiel dem Haustechniker oder den Mitarbeitern der Bauabteilung, abarbeiten konnte, wird sein Geheimnis bleiben. (Dabei gehe ich natürlich als Normalbürger davon aus, dass die Gemeinde sich ihrer Verantwortung für das Kulturhaus bewusst ist.) Die größeren Reparaturen wurden ja ohnehin von Fachfirmen erledigt. Übrigens kann man einen externen Brandschutzbeauftragten auch projektgebunden einsetzen ohne ihn gleich dauerhaft einzustellen.
Bürgermeister Schaller verbreitet weiterhin Optimismus. Bis zum Februar könnten wieder Veranstaltungen stattfinden. Dafür müssten sich nur alle Unterlagen wieder auffinden und alle Geräte geprüft sein.
Vorläufiges Fazit des Dramas
Das Ergebnis ist bekannt. Das Kulturhaus ist jetzt, Ende Februar, immer noch geschlossen. Bürgermeister legte im neuesten Gemeindemagazin „Stienitz“ dar, dass brandschutztechnisch jetzt alles im Kulturhaus in Ordnung sei. Das ist erfreulich. Offensichtlich hat es also doch ohne die 3 Millionen Euro funktioniert, die ursprünglich als notwendige Investition für die Mängelbeseitigung vom Bauamt im Jahr 2014 kalkuliert worden waren. Allerdings steht nun kein Personal für den Betrieb zur Verfügung. Das ist nun völlig unverständlich. Bürgermeister Schaller ist immer von einer kurzfristigen Wiederaufnahme des Betriebs des Kulturhauses ausgegangen. Da hätte man sich schon längst um das notwendige Personal kümmern müssen. Droht hier etwa schon der nächste Skandal?
Haustechniker ohne Durchsetzungskraft und Befugnisse, ein desinteressiertes Bauamt und ein mit der Aufsicht übe die Kultur GmbH nicht nur in dieser Hinsicht überforderter Bürgermeister,- es gibt viele Täter in diesem Krimi. Laxer Umgang mit Fördermitteln, schlampige Buchhaltung, unglaubliche Verstöße gegen die Steuergesetze und das über Jahre konnten für die Kultur GmbH nur in die Insolvenz führen. Die Vorfälle um das Kulturhaus zeigen, dass die Gemeinde aus all dem nichts gelernt hat. Es bleibt zu hoffen, dass das Einschreiten des Kreisbauamtes nun endlich zu Konsequenzen führt und wenigstens in Sachen Brandschutz des Kulturhauses wieder Recht und Ordnung Einzug halten. Für die Kultur GmbH sind ja ohnehin alle Messen gesungen. Dass die Fraktion der Linken ausgerechnet den Liquidator der Kultur GmbH, Herrn Roderik Daul, als Geschäftsführer der neuen Gesellschaft vorgeschlagen hat, ist mir völlig unverständlich. Ein Neuanfang mit einem Mann, der in seiner wenn auch kurzen Zeit als Geschäftsführer nicht in der Lage war, wenigstens die schlimmsten Mängel zu beseitigen und den Weiterbetrieb der Akropolis zu sichern? Wie soll das gehen?
Das Überprüfen von Feuerlöschmitteln, die Organisation der Reparatur der Lüftungs- und Absauganlagen und die Kennzeichnung von Feuerlöschmitteln und Rettungswegen, die Reparatur defekter Notbeleuchtungslampen, die Beschriftung der Schalter der Rauchabzugsanlage der Bühne und letztlich die Entsorgung eines defekten Herdes sind doch keine unlösbaren Aufgaben sondern Routineaufgaben für die Haustechniker und die Geschäftsführung der Kultur GmbH.
Glücklicherweise haben die Gemeindevertreter hier wenn auch sehr knapp, so doch letztlich richtig entschieden. Zu einem Neuanfang gehören auch neue Leute.
Spätestens seit 2014 waren die Mängel offiziell bekannt, wenn man von der Wasserschleierlöschanlage mal absieht.
Weder der alte noch der neue Geschäftsführer der Kultur GmbH, die zwei Haustechniker des Kulturhauses,- weder der Aufsichtsrat der Kultur GmbH noch der inzwischen auf 17 Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter angewachsene Fachbereich Bau waren in der Lage, die bei wiederholten Kontrollen bemängelten Defizite beim Brandschutz des kulturellen Zentrums von Rüdersdorf und Umgebung zu beseitigen.
Das ist das traurige Ergebnis kollektiven Versagens. Es bleibt zu hoffen, dass endlich aus der jahrelangen Schluderei Konsequenzen gezogen werden, Verantwortliche benannt und auch zur Rechenschaft gezogen werden.
