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Von Hundekot und roten Ampeln

In der MOZ konnte man diese Woche von einem Vorfall lesen, der sich am verhangenen Sonnabend im schönen Brandenburg an der Havel ereignete. Dort hatte ein treusorgender Hundebesitzer pflichtgemäß seinen Mischling Gassi geführt. Dieser nutzte seinen Freigang auch bestimmungsgemäß, wählte aber dafür einen akribisch gepflegten Vorgarten. Dessen Besitzer beobachteten den Vorfall und beschwerten sich lautstark bei dem Hundebesitzer. Wer nun meint, der Hundebesitzer würde sich beschämt entschuldigen und die Hinterlassenschaft seines Tieres beseitigen, der irrt und zwar gewaltig.
Der Hundehalter drohte den Gartenbesitzern wiederzukommen und den Rasen zu verwüsten und ihnen Schlimmes anzutun. Zur Bekräftigung seiner Drohung spuckte er den Gartenbesitzern ins Gesicht. Letztlich musste die Polizei einschreiten. Sie nahm eine Anzeige auf und führte ein klärendes Gespräch mit beiden Parteien. Welchen Inhalt das Gespräch hatte ist nicht bekannt.

Am gleichen Tag fuhr ich mit meinem PKW in Rüdersdorf an die Kreuzung Bergstrasse-Breitscheidstraße. Dort mußte ich stoppen, da die Ampel rot zeigte. Gleiches zeigte auch die Fußgängerampel an. Das hielt einen ca. 55-65 Jahre alten Mann aber nicht davon ab, direkt vor meiner Motorhaube den Fußgängerüberweg zu überqueren. Empört ließ ich meine Scheibe herunter und fragte den Mann, ob er die rote Ampel nicht gesehen hätte. Auch in diesem Fall folgte keine Entschuldigung oder zumindest ein verschämter Blick,- der Mann stutzte, kurz nach mich wahr und eröffnete seine Schimpfkanonade mit: „Was willst du Penner, kümmere Dich um Deinen eigenen Scheiss…..“. Den Rest verschweigt des Sängers Höflichkeit.

Ist das das Land, das wir uns geschaffen haben, wie Freddie Mercury einst sang. Regiert bei uns der Mob. Wo ist die Nation der Dichter und Denker geblieben? Was ist aus der sprichwörtlichen Obrigkeitshörigkeit vergangener Jahrzehnte geworden? Wann sind uns die deutschen Tugenden Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Fleiß und Gesetzestreue abhanden gekommen?
Von jugendlicher Unbedarftheit kann bei den Akteuren beider Vorfälle keine Rede sein. Beide könnten Väter oder sogar Großvater sein. Mann stelle sich vor, wie solche Leute mit Ihren Enkeln umgehen. Oder vergessen sie ihre gute Kinderstube erst, wenn sie das Haus verlassen?

Diese Vorfälle sind keine Einzelfälle. Dutzendweise kann man sie täglich in den Zeitungen lesen. Die Verwahrlosung der Gesellschaft schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran, begleitet von einem rasant fallenden Bildungsniveau und einem ungebremsten Verfall staatlicher Autorität.

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“, schrieb einst Heinrich Heine. Er muss es geahnt haben.

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