Gesundheit,  Gesundheitspolitik,  Innenpolitik

Die Corona-Impfungen – die Regierung im Krisenmodus

Wie bei vielen anderen Problemen unserer Zeit ist die Regierung auch in Sachen Corona-Krise dabei, ihre Inkompetenz unter Beweis zu stellen.
Auf allen Kanälen häufen sich die Meldungen über Rückstände bei der Umsetzung der nicht vorhandenen Impfstrategie. Nicht einmal die Terminvergabe läuft problemlos. Zu den technischen Problemen kommen noch organisatorische und Kapazitätsengpässe beim Personal und bei der Impfstofflieferung hinzu. Ungeachtet der schlechten Vorzeichen, wollte ich selber testen, ob das Prozedere für die Erlangung eines Impftermins im Land Brandenburg funktioniert.

Meine Erfahrungen mit der Corona-Terminhotline

Ich habe heute also gegen 09:30 Uhr die 116117 gewählt und hoffnungsfroh auf das Klingelzeichen gelauscht. Bereits nach dem zweiten Klingeln meldete sich eine Computerstimme und las mir nach freundlicher Begrüßung das Menü vor. Ich drückte also die Taste 1 für die Terminvergabe und wurde prompt wieder zum Hauptmenü zurückgeleitet. Nach 3 Versuchen gelang es mir endlich, in das nächste Untermenü für die Auswahl der PLZ zu kommen. Meine Zahleneingabe wurde von der Telefonanlage nicht erkannt. Daher wurde ich im nächsten Menü zur Auswahl meines Bundeslandes aufgefordert. Das gelang und ich war endlich im zuständigen Callcenter gelandet. Dort wurde mir freundlich aber bestimmt mitgeteilt, dass alle Leitungen belegt seien und ich später noch einmal versuchen solle, einen Termin zu reservieren.

Probleme mit den Impfcentern in Brandenburg

Inzwischen hat die MOZ mitgeteilt, dass das für unseren Wohnort am nächsten gelegene Impfcenter in Frankfurt/Oder mit Verspätung in Betrieb gehen wird. Heute haben zwar die Impfzentren in Potsdam und Cottbus eröffnet. Dort werden heute allerdings nur 70 über 80jährige geimpft. Grund sind die Probleme mit der Telefonhotline. Dennoch wird der Ausfall von Frankfurt/Oder zu weiteren Verzögerungen bei den Impfungen führen. Und jeden Tag sterben Menschen. Da verwundert es schon, dass die Impfcenter nur von Montag bis Freitag von 8-16 Uhr arbeiten. Aufgrund des Alters der Probanden werden Verwandte und Bekannte oder Freunde den Transport zu den Impfzentren durchführen müssen. Da immer noch ein Großteil der Bevölkerung berufstätig ist, sind weitere Probleme vorprogrammiert. Auch dies haben die Organisatoren scheinbar nicht bedacht.

Im Cottbuser Impfzentren sind 100 freiwillig tätige Ärzte damit beschäftigt, Patientenaufklärungen durchzuführen. Das sind 100 Ärzte, die für die Impfungen ausfallen.

Versäumnisse der Regierung

Seit dem Frühjahr hatte die Regierung Zeit, die Impfkampagne vorzubereiten. Passiert ist offensichtlich wenig. Abgesehen von den Fehlern bei der Impfstoffbestellung und der unzureichenden Vorbereitung der notwendigen Logistik ist auch die Errichtung von wohnortnahen Impfzentren in hinreichender Anzahl nicht erfolgt. Insgesamt 11 Impfzentren wie diese in Cottbus und Potsdam sollen bis Ende Januar entstehen. (Bereits?) nächste Woche soll ein Impfcenter in Schönefeld eröffnet werden. Für ein großes Flächenland wie Brandenburg ist das nicht gerade umwerfend viel.

Es stellt sich für mich auch die Frage, weshalb man den berechtigten Personenkreis nicht schon vorab Aufklärungsbögen zugesandt hat, um dieses Prozedere vom eigentlichen Impfprozess zu trennen. Sicher wiehert da in irgendeiner Ecke ein Amtsschimmel, der eine solche Verfahrensweise verbietet. Darin sind wir Deutschen ja Weltmeister. Alternativ hätten die Hausärzte die Impfaufklärung im Vorfeld leisten können. Sicher hat in den vergangenen Monaten jeder und jede über 80jährige/r seinen Arzt routinemäßig aufgesucht und hätte bei dieser Gelegenheit aufgeklärt werden können.

Ein besonderes Bonbon ist die Tatsache, dass Frau Merkel ausgerechnet Frau von der Leyen als Chefin der EU-Kommission die Verantwortung für die Impfstoffbestellung- und Verteilung übertragen hat. Frau von der Leyen hat bereits als Verteidigungsministerin bewiesen, dass Sie von Beschaffung und Logistik gar nichts versteht. Die Folgen müssen wir jetzt ausbaden. Nicht einmal die Zulassung des Moderna-Impfstoffes durch die EMA ist termingerecht erfolgt, sondern zunächst auf Mittwoch verschoben worden. Israel ist da schon weiter. Dort ist der Moderna-Impfstoff bereits zugelassen.

Aber alles Klagen wird nichts ändern. Wir als Betroffene können nur hoffen, dass die Regierung endlich Ihrer Verantwortung gerecht wird und sich intensiv bemüht, eine schnelle Impfung für alle Impfwilligen zu gewährleisten. Dabei sollte man auch das medizinische und Pflegepersonal nicht aus den Augen verlieren. Eine Ansteckung der Patienten durch das Pflegepersonal wäre das größte denkbare Fiasko. Eine Impfverpflichtung für diesen Personenkreis halte ich für unverzichtbar.

PS: Was mich insbesondere seit längerem erregt ist die Tatsache, dass über die Wochenenden und aktuell auch über die Feiertage eine Reihe von Ländern bzw. Kommunen keine Zahlen an das RKI melden. Damit ist jede Angabe des RKI über die aktuelle Infektionslage Flickwerk. Dass sich daran niemand stört, ist typisch für die Art und Weise wie in Deutschland derzeit Verantwortung wahrgenommen wird.

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