Gesundheit,  Medien

Im Auftrag der Verbraucher – ZDF-Reporter im Einsatz

Das ZDF hat recherchiert

Das ZDF auf der Flucht ?
[/media-credit] By: Andreas Cappell

Nachdem das ZDF die Woche wie immer nutzbringend für den Bürger Konsument mit der berühmt-berüchtigten Ratgebersendung WISO begonnen hatte, legte es am Dienstag gleich 2 mal kräftig nach um seinem öffentlich -rechtlichen Auftrag nach Information und Aufklärung der unbedarften Bevölkerung nachzukommen. Um 20:15 Uhr versuchte man sich dem Thema „Wie gut sind unsere Krankenhäuser “ anzunähern um dann gleich anschließend mit „Frontal 21“ scharf nachzulegen.

WISO – der Ratgeber für alles und jeden

Im Magazin WISO ging es um Essen aus 3D-Druckern, die Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen, Pfusch am Bau und wieder einmal um die Abgasproblematik am Mercedes C220 CDI. Ob man mit dem Thema 3D-Drucker das Interesse des  Normalbürgers getroffen hat, vermag ich kaum zu glauben und auch die Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen steht sicher nicht im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses wenngleich es für mich auf jeden Fall ein Aufreger war, dass  ein zur Einstellung vorgesehener Elektroingenieur seinen Posten nicht antreten konnte, da er seinen Aufenthaltsort auf Geheiß der Bundesanstalt für Arbeit nicht verlassen darf. Diese Festlegung mag in vielen Fällen seine Berechtigung haben. Wenn aber ein Flüchtling eine Arbeit aufnehmen kann, dürfte die Frage des Wohnortes keine Rolle spielen. Soweit sollte der Amtsschimmels schon gebändigt werden. Pfusch am Bau ist ja leider, obwohl schon mehrfach in verschiedenen Sendungen der Vergangenheit angeprangert, immer wieder ein Thema für viele von gewissenlosen Firmen geschädigte Hausbauer. Leider hat dies bis heute nicht zu rechtlichen Konsequenzen für die Verursacher solcher Tragödien geführt, obwohl nicht selten durch solche kriminellen Machenschaften ganze Existenzen vernichtet wurden. Dass sich selbst der Franchisegeber Town and Country nicht zu einer eindeutigen Stellungnahme zu den Praktiken seiner Lizenznehmer durchringen konnte, ist ein ganz trauriges Kapitel für deutsche Manager. Leider hat sich das ZDF auf einen Hausanbieter beschränkt. Sicher wäre es für zukünftige Bauherren interessant zu erfahren, welche Firmen mit Fehlleisten am Bau bereits aufgefallen sind. Ob das nun die Baufirmen oder Franchisegeber sind, ist für den Kunden sicher nicht erstrangig. Auch detaillierte Hinweise auf Ansprechpartner für den Fall von Problemen wären sicher hilfreich gewesen. So bleibt der Informationsgehalt und damit der Nutzen für die Bauherren in spe`doch recht bescheiden. Auch der Beitrag über die Abgasproblematik bei Mercedes hatte nichts Neues zu bieten. Selbst die Tatsache, daß die deutsche Umwelthilfe den Entzug der Typgenehmigung für das getestete Mercedes Modell C220 CDI beim Kraftfahrtbundesamt beantragt hat, fand keine Erwähnung. Dies wäre für die Halter dieses Fahrzeuges sicher von Interesse gewesen. Auch für den Opel Zafira 1.6 CDTi hat die Deutsche Umwelthilfe am  15.01.2016 den Widerruf der Typgenehmigung beantragt.

Krankenhäuser in Deutschland – ein Qualitätscheck

altes Krankenhaus
[/media-credit] By: gravitat-OFF

Am Dienstag zur besten Sendezeit sollte es nun den Krankenhäusern an den OP gehen. Dabei wurde zunächst die Frage beleuchtet, ob es bei der Krankenhausbehandlung Unterscheide zwischen privat und gesetzlich versicherten gibt. Dass es diese Unterschiede bei der Behandlung gibt, wird kaum jemand ernsthaft in Zweifel ziehen. Zu den großen Problemen beim Betrieb von Krankenhäusern gehört dieser Umstand aber sicher nicht. Dass die Akteure des ZDF dann tatsächlich die bei den OPs  eines gesetzlich und eines privat versicherten Patienten eingesetzten Ärzteteams und deren Operationsbesteck vergleichen, unterschreitet nun wirklich jedes denkbare Niveau. Auch das Privatpatienten ein Einzelzimmer beanspruchen dürfen (was sie oft gar nicht wollen) und sich ein gesetzlich Versicherten mit ein oder zwei Zimmergenossen abfinden muss, ist keine wirklich revolutionäre Erkenntnis und tut der Qualität der medizinischen Versorgung keine Abbruch. Dass die Privatpatienten aus einer mehrseitigen Speisekarte wählen können und die gesetzlich Versicherten nur aus 3 Gerichten auswählen können,- was solls, dafür zahlen die privat Versicherten auch ordentlich und auf die Genesung hat das eher untergeordneten Einfluss. Wenn man die Frage des Zugangs zu Spezialisten und die Wartezeiten auf einen Termin betrifft, wird man schon relevante Unterschiede finden. Aber das war nicht das angesagte Thema. Thema waren aber die Anzahl der durchgeführten Operationen in unsren Kliniken und die gefürchteten multiresistenten Krankenhauskeime. Entgegen aller Erwartungen wurden den Testpersonen des ZDF mit Kniebeschwerden von allen drei getesteten Medizinern von einer Operation abgeraten. Großes Lob für die verantwortungsbewußten Herren. Weshalb aber Deutschland dennoch Europameister bei Knie- und Hüftgelenksoperationen ist, bliebt im Dunkeln. Die Ursache für das Vorhandensein der Krankenhauskeime war dagegen schnell gefunden. Ein Tester wurde in eine Reinigungsfirma geschmuggelt und nahm fleißig Proben, in denen im Labor trotz erfolgter Reinigung die schädlichen Keime nachgewiesen wurden. Als Ursache stellte sich der mehrfache, vorschriftswidrige Gebrauch von Reinigungstüchern und die unzulässige Verdünnung der teuren Desinfektionschemikalien heraus,- ganz ordinäre Kostensenkungsmaßnahmen also. Ob man diese Feststellung verallgemeinern kann, bleibt fraglich gleichwohl aber nicht ausgeschlossen. Wie man dem entgegen wirken kann, wurde nicht gesagt, wie es in dieser Beziehung im Ausland aussieht, kam auch nicht zur Sprache. Vor allem aber blieb die Frage offen, wie die Keime überhaupt erst ins das Krankenhaus gelangen können. In skandinavischen Kliniken werden neue Patienten zunächst isoliert und auf resistente Keime untersucht, um die Einschleppung in die Klinik zu verhindern,- ein sehr erfolgreicher Ansatz. Aber wir Deutschen wissen und können ja sowieso alles besser oder ?
Alles in allem war die Substanz der beiden Sendungen doch recht dürftig. Spiegel-Leser wissen eben doch mehr.

Frontal21

ZDF-Reporter im Einsatz
[/media-credit] By: Philip Brechler

Einmal mehr hat die Frontal-Redaktion bewiesen, das man in 30 Minuten viele hervorragend recherchierte Themen unterbringen kann und Politsatire durchaus auch Spass machen kann. Detaillierte Informationen und eindrucksvolle Bilder machen diese Sendung zu einem Highlight. Ob über die neuen Grenzen Europas, das alte Problem in Tschernobyl, die Geschäftemacherei mit neuen Krebsmedikamenten oder Betrug mit alten Kleidern berichtet wird,- alles kommt authentisch, mit zahllosen Fakten unterlegt, beim Zuschauer an. Es wird konkret nachgefragt und Tacheles geredet. Da wird Politik wieder interessant, auch wenn die Beiträge zum Teil betroffen machen. Aber so muss es auch sein, wenn eine solche Sendung Sinn machen, sprich Wirkung zeigen soll. Da steigt die Wut in einem hoch, wenn der ungarische Premier mit größter Selbstverständlichkeit von den Vorzügen offener Grenzen in der EU redet und gleichzeitig die Solidarität mit der EU bei der Bewältigung des Flüchtlingsproblems verweigert. Der Zuschauer zweifelt an unserem Rechtsstaat, wenn gezeigt wird, wie sich hemmungslose Betrüger beim Handel mit gebrauchten Schuhen bereichern und sich auf Ihrer Webpräsenz noch als Heilsbringer feiern lassen. Auch die unersättlich Gier der Pharmakonzerne, die mit dem Leid der Krebspatienten Milliarden verdienen, macht mich betroffen. Unvorstellbar ist auch für uns das Leid der Menschen, die die Hölle von Tschernobyl überlebt haben. Noch viele Generationen werden unter den Folgen dieser Katastrophe zu leiden haben.
Diese Sendung ist immer wieder informativ und kann auch hin und wieder Dinge ändern. Rund wird die Sendung durch die hervorragende Moderation der Beiträge und abgerundet durch die Tollen Satireclips am Ende der Sendung. Hier kann sich das WISO-Team noch einiges abschauen. Dazu wünsche ich viel Erfolg.

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